Von Tamsin Clare

Ein bilingualer Ansatz für das Young Interpreters Training

Diese Woche führten wir am Four Forest Luzern eine Young Interpreters Trainingseinheit mit einer Gruppe von Kindern durch. Unterstützt wurden wir von unserer DAZ-Lehrerin, die Teile der Sitzung ins Deutsche übersetzte und leitete. Obwohl das Programm auf Englisch konzipiert ist, setzen wir bewusst auf einen bilingualen Ansatz, um das Lernen zugänglicher und bedeutungsvoller zu gestalten.

Lernen durch Geschichten und Ausdruck

Wir begannen mit einer Geschichte, die von unserer Admissions Officer Kim erzählt wurde. Zuerst trug sie die Geschichte auf Afrikaans vor – mit ausdrucksloser Stimme, verschränkten Händen und kaum Körpersprache. Die Reaktionen der Kinder waren gemischt: Einige wirkten verwirrt, andere kicherten unsicher, und ein paar gaben zu, dass sie es seltsam oder unangenehm fanden, eine Geschichte in einer unbekannten Sprache zu hören. Einige Kinder erklärten, dass sie versuchten, über ihnen bekannte Sprachen einzelne Wörter zu erschliessen.

Anschliessend erzählte Kim die Geschichte noch einmal – diesmal mit Gesten, Betonungen und Gesichtsausdrücken. Der Unterschied war sofort spürbar: Die meisten Kinder meldeten sich und sagten, sie hätten die Geschichte nun viel besser verstanden. Gemeinsam setzten sie die Teile zusammen – sowohl über Wörter, die sie wiedererkannten, als auch über Hinweise aus Kims Körpersprache. Daraus entwickelte sich ein Gespräch über die Rolle eines Young Interpreter. Ein Junge stellte fest: «Man kann seinen Körper und seine Bewegungen einsetzen, um zu kommunizieren – man braucht nicht immer Worte.» Wir sprachen weiter darüber, wie Stimme, Tonfall und Mimik Bedeutung transportieren können.

Was Kinder durch Bluey entdeckten

Danach schauten die Kinder einen Ausschnitt aus einer Bluey-Episode («Camping»). Bluey ist eine beliebte australische Zeichentrickserie für Kinder, die spielerisch Freundschaft, Familie und gemeinsames Lernen thematisiert. In dieser Episode findet Bluey eine Freundin, die nicht ihre Sprache spricht. Die Kinder bemerkten, dass die Figuren dennoch miteinander spielen und kommunizieren konnten – über Handlungen, gemeinsame Spiele und sogar Zeichnungen im Schlamm. Diese Idee begeisterte sie, und sie schlugen vor, dass dies auch für einen Young Interpreter eine hilfreiche Strategie sein könnte.

Rollenspiele und Alltagssituationen

Im nächsten Schritt übten die Kinder in Rollenspielen verschiedene Alltagssituationen und überlegten, wie sie einer neuen Mitschülerin oder einem neuen Mitschüler helfen könnten. Am Ende baten wir sie, über die wichtigsten Fähigkeiten und Hilfsmittel zu reflektieren, die sie gelernt hatten. Ihre Antworten umfassten:

  • Einsatz der bekannten Sprachen zum Übersetzen oder zum Herstellen von Verbindungen (ein Kind verband Afrikaans mit Niederländisch, seiner Familiensprache).

  • Verwendung von Gegenständen, Zeichnungen und Gesten zum Erklären.

  • Aufmerksam zuhören und versuchen, die Perspektive der anderen Person zu verstehen.

  • Freundlich, geduldig und aufmerksam sein.

  • Mimik, Hände und Körpersprache einsetzen, um die Kommunikation zu unterstützen.

  • Kreativität und Problemlösung nutzen, um Wege zur Verständigung zu finden.

Vielleicht die eindrücklichste Reflexion kam von einem Kind der 1. Klasse, das es wunderbar zusammenfasste:

«Man muss Herz und Kopf einsetzen. Dein Herz, um freundlich zu sein und helfen zu wollen, und deinen Kopf, um deine Sprachen und deine Fähigkeit zum Problemlösen zu nutzen und einen Weg zur Kommunikation zu finden.»